Erste Live Stream Predigt vom 22.3.2020
Die Schweiz befindet sich in einer aussergewöhnlichen Lage. Aus diesem Grund wurde die heutige Predigt als Live Stream übertragen. Wir hoffen den über 100 Zusehern damit etwas Freude geschenkt zu haben und danken herzlichst für eure Teilnahme am Live Stream. Die Predigt kann zum Nachsehen hier geöffnet werden:
Leider hatten wir bei Minute 13 kurze Ton-Probleme. Wir entschuldigen uns dafür und möchten euch die von der Störung betroffene Stelle als Text zum Nachlesen hier teilen:
Am Freitag erhielt ich per WhatsApp folgende Meldung eines italienischen Arztes: Julian Urban 38 Jahre alt – Arzt in der Lombardei:
“Niemals in meinen dunkelsten Albträumen habe ich mir vorgestellt, dass ich sehen und erleben könnte, was hier in unserem Krankenhaus seit drei Wochen geschieht. Der Alptraum fließt, der Fluss wird immer größer und größer. Am Anfang kamen einige von ihnen, dann Dutzende und dann Hunderte, und jetzt sind wir keine Ärzte mehr, sondern wir sind zu Sortierern auf dem Band geworden, und wir entscheiden, wer leben und wer zum Sterben nach Hause geschickt werden soll, obwohl all diese Menschen ihr ganzes Leben lang italienische Steuern gezahlt haben.
Bis vor zwei Wochen waren meine Kollegen und ich Atheisten; das war normal, weil wir Ärzte sind und gelernt haben, dass die Wissenschaft die Gegenwart Gottes ausschließt.
Ich habe immer über den Kirchgang meiner Eltern gelacht.
Vor neun Tagen kam ein 75 Jahre alter Pastor zu uns; er war ein freundlicher Mann, er hatte ernsthafte Atembeschwerden, aber er hatte eine Bibel bei sich, und wir waren beeindruckt, dass er sie den Sterbenden vorlas und ihre Hände hielt.
Wir waren alle müde, entmutigt, psychisch und physisch erschöpft, als wir Zeit hatten, ihm zuzuhören.
Jetzt müssen wir zugeben: Wir als Menschen sind an unsere Grenzen gestoßen, mehr können wir nicht tun, und jeden Tag sterben mehr und mehr Menschen.
Und wir sind erschöpft, wir haben zwei Kollegen, die gestorben sind, und andere sind infiziert worden.
Wir haben erkannt, dass dort, wo das, was der Mensch tun kann, endet, wir Gott brauchen, und wir haben begonnen, ihn um Hilfe zu bitten, wenn wir ein paar Minuten Zeit haben; wir reden miteinander, und wir können nicht glauben, dass wir als wilde Atheisten jetzt jeden Tag auf der Suche nach unserem Frieden sind und den Herrn bitten, uns beim Widerstand zu helfen, damit wir uns um die Kranken kümmern können.
Gestern starb der 75-jährige Pastor, der bis heute, obwohl wir hier in drei Wochen mehr als 120 Tote hatten und wir alle erschöpft, zerstört waren, es geschafft hatte, uns trotz seines Zustands und unserer Schwierigkeiten einen FRIEDEN zu bringen, den wir nicht mehr zu finden hofften.
Der Pastor ist zum Herrn gegangen, und bald werden auch wir ihm folgen, wenn es so weiter geht.
Ich war seit 6 Tagen nicht zu Hause, ich weiß nicht, wann ich zuletzt gegessen habe, und mir wird meine Nutzlosigkeit auf dieser Erde bewusst, und ich möchte meinen letzten Atemzug der Hilfe für andere widmen. Ich bin glücklich, zu Gott zurückgekehrt zu sein, während ich vom Leiden und Tod meiner Mitmenschen umgeben bin.
Was für ein starkes und bewegendes Zeugnis. Unsere aktuelle Zeit zeigt uns die menschlichen Grenzen auf und unsere Not drängt uns zu Gott. Denn schlussendlich kann nur er uns diesen tiefen Frieden geben, der uns hilft, schwierige Situationen in unserem Leben mit seiner Kraft, Zuversicht und Hoffnung zu meistern.
Kehren wir zurück zu Asaf. Wie hat er auf diese Situation in seinem Leben reagiert? Er gibt sich kämpferisch und besinnt sich auf das, was ihm schlussendlich niemand nehmen kann. Er denkt daran, dass es da einen Gott gibt, der im wichtiger ist als alles andere auf dieser Erde und der ihn begleitet und tröstet, egal was in seinem Leben auch kommen mag.
Asaf drückt das folgendermassen aus: Verse 23-26
„Dennoch (trotzdem), bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand. Du wirst mich nach deinem Rat leiten und mich schließlich in Ehren aufnehmen. Wen habe ich im Himmel außer dir? Du bist mir wichtiger als alles andere auf der Erde. Bin ich auch krank und völlig geschwächt, bleibt Gott der Trost meines Herzens, er gehört mir für immer und ewig.“
Asaf weiss sich in Gott geborgen, egal was um ihn herum in der Welt auch passiert. Er hat dieses tiefe Vertrauen in Gott, das ihm niemand nehmen kann.
Und es ist genau dieses tiefe Vertrauen in diesen liebenden Gott, der auch uns in dieser aktuellen Situation an der Hand nimmt und uns durch – und schliesslich auch aus dieser herausfordernden Zeit führt.
Wir wünschen allen einen gesegneten Sonntag und freuen uns, viele Zuseher wieder am nächsten Sonntag im Live Stream begrüssen zu dürfen.
Herzlichst,
Markus, Andi und Thomas